Vorlesung: Silicatchemie
2. Insel(Neso)-Silicate
2.5 Inselsilicate mit tetraederfremden Anionen
Es gibt eine sehr große Zahl von Inselsilicaten, die zusätzlich zu den
[SiO4]-Tetraedern noch weitere Anionen enthalten.
Einige dieser Verbindungen, wie z.B. Chondrodit, Humit usw.
wurden bereits bei den Olivinen besprochen,
weil sich ihre Strukturen als Stapelvarianten von Olivin und Brucit
beschreiben lassen.
Einige weitere Inselsilicate hier in ungeordneter Folge:
- In der Kristallstruktur von Titanit (auch Sphen genannt, Abb. 2.5.1 links)
CaTiSiO5 sind gemäß CaTi[SiO4]O isolierte
[SiO4]4-- und Oxid-Anionen enthalten. Titan ist
oktaedrisch von sechs Sauerstoffatomen umgeben und über das nicht am
Silicatverband beteiligte O-Atom sind die Oktaeder zu Strängen verknüpft.
Ingesamt entsteht ein Raumnetz aus [SiO4]-Tetraedern und
[TiO6]-Oktaedern, in dessen Lücken die Ca-Kationen eingebaut sind.
Hier
oder hier
Links zur Mineralogie von Titanit und einige Mineralfotos
(kleines Bild,
schöner Kontaktzwilling
Bild mit weiteren Infos (fr)).
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‣VRML |
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‣VRML |
Abb. 2.5.1. Strukturen
von Titanit (links), Datolit (Mitte) und Topaz (rechts)
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- Datolit CaB[SiO4](OH) ist ein Borosilicat
mit Schichtstruktur (s. Abb. 2.5.1. Mitte): [SiO4]- und [BO3OH]-Tetraeder sind über je drei
Sauerstoffatome so verknüpft, daß ebene Schichten mit Vier- und Achtring-Maschen entstehen.
Die Ca-Kationen trennen die Schichten voneinander ab.
Erläuterungen zur Mineralogie
(1 und
2)
sowie ein Bild einiger Kristalle
und
ein Bild mit weiteren Infos (fr)).
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Abb. 2.5.2. Titanit |
Abb. 2.5.3. Topas |
Abb. 2.5.4. Staurolith |
- Die Kristallstruktur von Topas Al2[SiO4](F,OH)2
(s. auch Abb. 2.5.1. rechts) enthält neben den SiO4-Tetraedern Oktaeder [AlO4(OH)2].
Die Al-Oktaeder sind untereinander über je zwei Kanten zu Zick-Zack-Ketten verknüpft.
Diese wiederum werden durch die SiO4-Tetraeder zu einem Raumnetz verbunden.
Hier zur Mineralogie inklusive
einiger schöner Fotografien
z.B. hier
oder (mit weiteren Informationen)
hier (fr).
-
Im Staurolit Fe2Al9[SiO4]4O8(OH)2
verknüpfen die isolierten Silicat-Tetraeder Stränge,
die aus ZnO4-Tetraedern und (Fe/Mg/Zn)O4-Oktaedern
aufgebaut sind (Gesamtstruktur).
Berühmt ist die charakteristische Verzwilligung beim Staurolit.
Informationen zur Mineralogie gibt es
hier
und
hier.
Links: Ein Kristallfoto.
und
ein Bild mit weiteren Informationen.
- Ein weiteres Nesosubsilicate ist der
Euklas
BeAl[SiO4](OH), von dem es
hier
und
hier Bilder und weitere Informationen gibt.
Al-Si-Oxide Al2SiO5
Eine wichtige Gruppe von Silicaten mit tetraederfremden Anionen sind die
verschiedenen Modifikationen des Aluminium/Alumo-Silicats der Zusammensetzung
Al2SiO5 entsprechend
Al2[SiO4]O, die in Tabelle 2.5.1. zusammengefa�t.
Tab. 2.5.1. Die verschiedenen Modifikationen von Al2SiO5
Alle drei Modifikationen von Al2SiO5
haben außer dem gemeinsamen Bauelement [SiO4]-Tetraeder
auch die Hälfte der Al-Atome in
identischer Koordination (CN=6) gemeinsam. Die Koordination der anderen Hälfte
variiert dagegen in der Reihe von 4 bis 6 (Doppelrolle von Aluminium in
Silicaten: Alumosilicate/Aluminium-Silicate)
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Sillimanit ist das seltenste der drei Minerale. Rechnet man (wie allgemein üblich) die
tetraedrisch koordinierten Al-Atome (Abb. 2.5.5. violett) mit zum T-O-Teilverband, dann ergibt
sich ein Bandsilicat aus Einer-Doppelketten. Die Bänder sind über die
sechsfach koordinierten Al-Atome miteinander verknüpft.
Entsprechend ergibt sich auch die typische Faserform von Sillimanit.
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In der Kristallstruktur des Anadalusit (Abb. 2.5.6.) sind die [AlO6]-Oktaeder über Kanten zu
Strängen verknüpft. Die andere Hälfte der Al-Atome befindet sich in trigonal
bipyramidaler Koordination. Zwei solcher Bipyrmiden (gelb) sind jeweils über
Kanten zu einem Paar verbunden. Isolierte SiO4-Tetraeder, Bipyramidenpaar
und Oktaederstränge sind über O-Ecken zum Raumnetz verknüpft.
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Kyanit weist eine recht kompliziert zu beschreibende trikline Struktur auf (Abb. 2.5.7). Alle
Al-Ionen befinden sich in oktaedrischer Koordination gegen Sauerstoff
(grüne Oktaeder). Die Oktaeder sind über gemeinsame Kanten zu gewellten
Strängen verknüpft, die durch [SiO4]-Tetraeder weiter zu einem
Raumnetz kondensiert sind.
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‣VRML |
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Abb. 2.5.5. Struktur von Sillimanit |
Abb. 2.5.6. Struktur von Andalusit |
Abb. 2.5.7. Struktur von Kyanit |
Abbildung 2.5.8. zeigt Fotos von Kyanit und Andalusit.
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Abb. 2.5.8. Kyanit (links) und Kyanit mit Andalusit (rechts) |
Mullit Al6Si2O13, ein
wichtiger Bestandteil gebrannter Tone, gehört
zur Gruppe der Bandsilicate, Aluminium befindet sich hier sowohl in oktaedrischer als auch
in verzerrt-trigonal pyramidaler Fünferkoordination.
Hier
zur Mineralogie von Mulliten.